Sie bieten seit vielen Jahren neben regulärem Reitunterricht auch Reiterferien an. Warum kann ich Ihnen mein Kind bedenkenlos anvertrauen?
Weil ich Ihre Kinder so behandele wie meine eigenen. Und die Sicherheit der Kinder für mich oberste Priorität hat. In über 30 Jahren habe ich sehr große Erfahrung mit Reiterferien gesammelt – und auch Kinder mit körperlichen und/oder geistigen Einschränkungen zu Gast gehabt. Wir hatten schon schwer erziehbare, autistische oder gehörlose Kinder auf dem Hof, es kamen Reitschüler ohne Finger, mit epileptischen Anfällen oder solche, die ein Sauerstoffgerät benötigen. Mir macht es Freude, Kindern und Jugendlichen (aber auch Erwachsenen) das Reiten beizubringen und sie zur Selbstständigkeit anzuleiten.
Was ist für Sie ein schönes Kompliment?
Das Schönste ist, wenn die Kinder auf dem Pferd strahlen. Wenn sie irgendwann fühlen, was ich meine. Ich gestalte den Unterricht so, als ob ich hinter ihnen auf dem Pferd sitzen, als ob ich selber mitreiten würde.
Worauf legen Sie bei der Arbeit mit den Pferden wert?
Auf einen liebevollen Umgang. Pferde sind Partner, keine Gegenstände. Und ich lege Wert auf gefühlvolles Reiten: feine Hilfegebung, wenig Druck, aus dem Sitzen heraus, ohne Hand. Mir ist wichtig, dass die Pferde einem vertrauen. Ich gehe nachts immer noch mal meine Hofrunde, damit die Pferde wissen, dass ich für sie da bin. Die meisten wiehern schon, wenn sie mich hören. Ich habe schon vielen Pferden das Leben gerettet, die festlagen oder eine Kolik hatten, weil mir mein Bauchgefühl gesagt hat, dass etwas nicht in Ordnung ist.
Was können Sie nicht vertragen?
Unrecht gegenüber dem Pferd. Wenn jemand zu ungeduldig ist oder zu ruppig. Man muss auch mal energisch werden, wenn das Pferd einen umrennt oder so. Aber es zu erziehen ist etwas anders als es ungerecht zu behandeln. Was ich nicht vertragen kann: wenn jemand selbst einen Fehler macht und es am Pferd auslässt.
Was wollen Sie den Kindern mitgeben?
Achtsamkeit und Sorgfalt. Verantwortungsgefühl und Pflichtbewusstsein. Und auch einen gewissen Ordnungssinn. Das beginnt mit dem Aufräumen der Zimmer und geht bis zum Aufräumen des Stalls. Bei mir gibt es Leistung und Reiten lernen kombiniert mit Spaß.
Wie sind Sie selbst eigentlich aufs Pferd gekommen?
Mein Urgroßvater war Pferdehändler, aber meine Eltern hatten mit Pferden überhaupt nichts am Hut. Mit vier Jahren saß ich zum ersten Mal im Sattel. Meine wöchentlichen Reitstunden habe ich mir selbst verdient; ich habe schon als Kind immer dafür gearbeitet. Damals gab es noch keine Reiterhöfe für Kinder; ich habe mich hochgedient. Mein erstes eigenes Pferd habe ich mir gekauft und selbst eingeritten, als ich als Reitlehrerin auf dem Reiterhof Salzetal in Bad Salzuflen angestellt war.
1993 haben Sie den Hof übernommen. Sie hatten im Salzetal 60 eigene Pferde. Neben Auszubildenden und Festangestellten hatten wir in den Ferien 20 Helferinnen bei 60 Ferienkindern pro Woche. Seit 2011 sind Sie Inhaberin und Betreiberin des Landguts Papenhausen mit Einstellern, Reitunterricht, Reiterferien und der Abnahme von Reitabzeichen während der Ferien. Das klingt nach viel Arbeit!
Ich bin eine Macherin, arbeite ohne Punkt und Komma. Morgens ab 7 Uhr beantworte ich Mails und WhatsApp-Nachrichten, poste Beiträge auf Social Media. Vormittags gebe ich Reitunterricht, dann gucke ich, wenn wir Gäste haben, ob in der Küche alles läuft. Ich mache die Vorratshaltung, kaufe ein. Auf dem Hof ist immer etwas zu tun. Und abends sitze ich oft bis spät im Büro oder wasche Wäsche. Außerhalb der Ferienzeiten gebe ich am Wochenende Dressur-Lehrgänge vom Kind bis zum Grand-Prix-Reiter – das macht mir Freude und bringt mir Anerkennung.
Welche Eigenschaft hat Ihnen im Leben am meisten geholfen?
Multitasking. Alles gleichzeitig machen, alles sehen, alles im Kopf haben, den Überblick behalten. Ich habe aber auch gelernt, zu delegieren.
Was wären Sie geworden, wenn nicht Pferdewirtschaftsmeisterin und Reitlehrerin?
Mein Hobby: Aquarellmalen und Zeichnen. Mich interessieren außerdem Design und Innenarchitektur. Ich hatte die Tapeten schon gekauft, bevor ich den Hof gekauft hatte. Als ich mit meinem Businessplan zur Sparkasse ging, hatte ich alle Zimmer mit Tapeten von Brigitte von Boch eingezeichnet: cremefarben mit goldenen Gebissen oder taupefarben mit silbernen Gebissen. Im Herrenhaus war seit 100 Jahren nichts gemacht worden. Wir mussten alle Stromleitungen unter Putz legen, alle Wasserleitungen erneuern, haben sieben Bäder gebaut, die Böden abgeschliffen, gestrichen und tapeziert wie die Weltmeister. Das war sportlich.
Wen bewundern Sie?
Meine Eltern, die seit Ewigkeiten verheiratet sind. Sie haben mir Werte wie Ehrlichkeit und Sorgfalt mitgegeben. Von ihnen habe ich von früh an gelernt zu malochen. Und im Reitsport bewundere ich Andreas Hausberger, den langjährigen Oberbereiter an der Spanischen Hofreitschule in Wien. Er hat mich von 2008 bis 2017 trainiert, geschult und zum feinen Reiten mit Leichtigkeit erzogen.
Worauf sind Sie stolz?
Auf meine reiterliche Leistung. Das Leben hat mir eines der weltbesten Pferde geschenkt. Endever (von Fohlen an im Besitz meiner Eltern) habe ich alles zu verdanken: mein goldenes Reitabzeichen, die Teilnahme am Grand Prix, dass ich mit international erfolgreichen Reitern wie Ingrid Klimke oder Isabel Werth geritten bin. Von 2008 bis 2012 habe ich 25 Platzierungen im Grand Prix erritten und war dreimal besser platziert als das Olympiapferd Damon Hill unter Ingrid Klimke und Hellen Langehanenberg. Endever hat mir zu meinem guten Ruf, zu meinem guten Namen verholfen, wovon ich heute noch profitiere. Worauf ich außerdem stolz bin: auf diesen schönen Hof, auf dem ich mein Wissen und die Liebe zu Pferden an Kinder und Erwachsene aus ganz Deutschland weitergebe.
Was sollen Ihre Feriengäste nach dem Reiterurlaub auf dem Landgut Papenhausen sagen?
Ich wünsche mir, dass sie hier wegfahren und sagen, dass sie sich bei uns wohlgefühlt und etwas gelernt haben und gerne wiederkommen möchten. Unser Hof prägt die Kinder in positiver Hinsicht. Sie bekommen Aufgaben übertragen, die den Charakter stärken, und lernen Sorgfalt. Sie werden selbstständiger und selbstbewusster, trauen sich durch die Arbeit mit den Pferden dann auch im Alltag mehr zu.